Die Gedenkstätte "Herzensangelegenheiten"

Gedenkstätte Einweihung (c) Foto S.Schubert
Gedenkstätte Einweihung

Aus einem Bericht von Dr. Wolfgang Pledl über Verwaiste Eltern - Entstehung und Werdegang einer Selbsthilfegruppe in Bamberg.

Nachdem im April 2012 die Selbsthilfegruppe "Verwaiste Eltern Bamberg" ihr 20 jähriges Bestehen feiern konnte, gingen die beiden ehrenamtlichen Leiterinnen daran, die Errichtung eines besonders gestalteten Platzes auf dem Hauptfriedhof zu planen, an dem verwaiste Eltern ihrer verstorbenen Kinder gedenken können.

Im Juni 2012 legten sie eine detaillierte Beschreibung sowie eine Skizze des Projekts dem Oberbürgermeister Starke vor. Da Starke sowohl von der grundsätzlichen Idee als auch von konkreten Plänen zur Gedenkstätte überzeugt war, sagte er unverzüglich und unkompliziert seine Hilfe zu. Mit tatkräftiger Hilfe des Garten- und Friedhofsamtes und einiger Sponsoren konnte das Vorhaben in nur sechs Monaten verwirklicht werden. Mit den tröstenden Worten "dass es bei Gott ein  Wiedersehen mit den Kindern geben wird und dass die Verstorbenen ein Teil unseres Lebens, Denken und Fühlens bleiben werden" weihte Kaplan Stark am 17. November 2012  die Gedenkstätte ein, die Oberbürgermeister Starke in seinem Grußwort "einen würdigen und würdevollen Ort der Besinnung und des Erinnerns" nannte.

Die Bezeichnung "Herzensangelegenheiten" nimmt Bezug auf die herzförmigen Blätter der Linde, die in der Mitte der Gedenkstätte gepflanzt wurde und die das Weiterleben der verstorbenen Kinder in den Herzen der Eltern, Geschwister und Verwandten symbolisiert. Um die Linde herum stehen vier Granitsäulen, die mit einer Kette fest verbunden sind. An den Ketten hängen Herzen auf die der jeweilige Vorname, das Alter und das Sterbedatum der Kinder eingraviert sind.

"Der Tod eines Kindes stürzt Eltern und Geschwister in ein Meer der Trauer und Leere, nimmt den Lebensinhalt und erschüttert den Glauben an die Zukunft" - mit diesem Satz leitet die Selbsthilfegruppe ihr Informationsblatt ein. Die Gedenkstätte soll jedoch nicht nur den trauernden Familien jenen Raum bieten, sondern auch die Bamberger Bevölkerung mit einem Thema in Berührung bringen, das zwar jeden bis ins Innerste berührt, aber trotzdem immer noch tabuisiert wird. Dass es dennoch Möglichkeiten gibt, Betroffenen Halt im Haltlosen zu geben und Wege aus dem Ausweglosen aufzuzeigen, das ist sowohl das Anliegen als inzwischen auch der große Verdienst der Initiative "Verwaiste Eltern Bamberg".

Quelle: Wiederabdruck aus: Friedhof und Grabmal, Geschichte, Gestaltung, Bedeutungswandel, hg. vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege, München 2015, 246 S, (Heimatpflege in Bayern, Bd. 5)