Nach 5 Jahren hatte die SHG Verwaiste Eltern Bamberg wieder die jährlich stattfindende Wanderung für Verwaiste Eltern und Geschwister der Erzdiözese Bamberg übernommen.
Zur Vorbereitung machten wir uns im April zusammen mit Wolfgang Eichler (Erzdiözese) auf die geplante Wanderroute, um Erkenntnisse und Ideen zum Ablauf der Wanderung zu finden und zu sammeln.
Dank Wolfgang Eichler, der aus dieser Begehung die Ideen über den Ablauf zu Papier brachte, war die erste große Hürde genommen. Die Verteilung der Aufgaben an die Gruppenmitglieder regelte sich fast automatisch, da jeder seine eingebrachten Ideen selbst übernahm.
Der Wandertag war gekommen. Das angekündigte Unwetter war unsere größte Sorge, zumal es am Vormittag sehr trüb und regnerisch war. Trotzdem fanden sich um 13.00 Uhr am Treffpunkt an der Kirche von St. Urban 43 mutige Wanderer ein und mit ihnen kam die Sonne und begleitete uns ohne Regen auf dem gesamten Wanderweg, als hätte der Himmel für diese Zeit seine schützende Hand über uns ausgebreitet.
St. Urban, unser Ausgangspunkt der diesjährigen Wanderung, ist für die Selbsthilfegruppe Bamberg ein historischer Ort. Hier begann vor 24 Jahren die Geschichte der „Verwaisten Eltern“ in Bamberg und war über 15 Jahre monatlicher Treffpunkt der Gruppe.
Nach Begrüßung in der Kirche und inhaltlichen Hinweisen u.a. auf einen Gedenkort am Endziel in Wildensorg, für den wir Verschiedenes aus der Natur unterwegs sammeln sollten, stimmten wir uns auf die Wanderung ein. Inhaltlich ging es dabei um: was ist …. was war …. was kommen wird …. , Fragen, die uns an drei Stationen wieder begegneten. Als Thema der Wanderung hatten wir „WEG“ gewählt, als symbolische Verbindung zur Trauer.
Unser erstes Ziel: Die Altenburg.
Ein Berg liegt vor uns, wir brauchen Kraft!
1. Station: Lichtung - Nachdenken über das, was ist
Was sehen wir? Tal, Stadt, Dornengestrüpp, Burg.
Was ist in uns? Trauer, Hoffnung, Wut, Sehnsucht, Einsamkeit, Lichtblicke.
Ein Stück des Weges ist geschafft!
2. Station: Mauer/Brücke – Nachdenken über das, was war
Was sehen wir? Eine Mauer, die unüberwindbar ist und alles versperrt. Eine Brücke, über die wir gehen können.
Was erfahren wir? Dunkle Tage, Verlust, aber auch etwas Lebensfreude, Hoffnung.
Eine schwere Wegstrecke ist bald überwunden!
Die beiden Stationen während des Aufstiegs zur Burg erinnern an die Anfangsphasen eines Trauerweges.
Nun waren es noch wenige Meter und wir hatten unser erstes Ziel erreicht. Unser Aufstieg zur Burg wurde mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Vor unseren Füßen lag die Landschaft ausgebreitet wie ein bunter Teppich. Vom Turm aus war an diesem sonnigen Tag sogar Kloster Banz zu erkennen. Nach einem halbstündigen Aufenthalt trafen wir uns alle wieder vor der Burg. Ab jetzt ging der Weg bergab und führte uns bis zu einer Weggabelung.
3. Station: Kreuzung - Nachdenken über das, was kommen wird
Was sehen wir? Drei Wege, ein holpriger Feldweg, Gartentore (verschlossen, offen).
Was ist hilfreich? Vertrauen auf innere Führung, Glauben an Heilungskräfte in uns, Gemeinschaft mit Trauernden.
Der Weg wird leichter!
Unser zweites Ziel: Die Kirche Wildensorg
Auf direktem Weg, vorbei an schattenspendenden Hecken, erreichten wir Wildensorg. Eine echte Überraschung waren unsere beiden Musiker, die sich aus Solidarität zu den verwaisten Eltern Zeit genommen hatten, um uns bei der Gedenkfeier musikalisch zu begleiten. Sie erwarteten uns an der Kirchentür als stilecht gekleidete Schotten in Landestracht mit Kilt und Dudelsack.
Mit Gebet, besinnlichem Schrifttext und Ansprache in der Kirche endete unter Musikbegleitung der erste Teil der Gedenkfeier. Zum Abschluss versammelten wir uns hinter der Kirche. Drei Eichen bildeten den Rahmen für einen Platz, den wir Eltern mit den unterwegs gesammelten Blumen, Ästen, Zweigen und Steinen zu einem Gedenkort für unsere verstorbenen Kinder gestalteten und sich zusammen mit den Klängen des einfühlsamen Musikstücks „Amazing Grace“ in einen sehr berührenden Ort verwandelte. Nach dem Schlussgebet und dem gemeinsam gesungenen irischen Segenslied „Möge die Straße uns zusammen führen“, das schon zu einem jährlich wiederkehrenden Ritual geworden ist, endete der besinnliche Teil der Wanderung.
Da Seele und Körper eine Einheit bilden, so gehört auch die Einkehr zur jährlichen Wanderung, die wir dann im schattigen Wirtsgarten voll genießen konnten.
Rückblickend auf die Wanderung fällt mir noch ein:
Das alles gehört zu meinen schönen und bleibenden Erinnerungen an diese Wanderung .